Gutes Alter und gute Pflege – wer kann das finanzieren?
In der ersten Blockveranstaltung des zweiten Tags stellen sich Beat Ringger und Jérôme Cosandey der «Preisfrage». Beat Ringger sagt: Die Jungen arbeiten für die Alten. Die Gesunden bezahlen für die Kranken. Die Reichen bezahlen für die Armen. Das ist nicht problematisch und keine «strapazierte Solidarität», das ist Solidarität.
Foto: CURAVIVA Baselland
Unsere Gesellschaft hat drei Möglichkeiten mit Personen umzugehen, die langfristige Pflege und Betreuung benötigen:
- Exit
- nicht sterben lassen
- alle Betroffenen angemessen pflegen, betreuen, unterstützen
Wenn wir das Dritte wollen, müssen wir die Frage beantworten : Wie pflegen, betreuen und unterstützen wir alle Betroffenen gut? Wie leisten wir Care-Arbeit?
Care-Arbeit muss dabei relativ zu Produktion und Sachdienstleistungen zwangsläufig laufend teurer werden. Letztere werden immer rationeller und billiger. Gleichzeitig steigt der Anteil der Care-Arbeit an der gesamt geleisteten Arbeit in den letzten Jahrzehnten stark angestiegen ist. Das ist die Realität, der das Schlagwort der «Kostenexplosion im Gesundheitswesen» nicht gerecht wird.
Care-Arbeit ist beziehungsbasiert und nicht verschiebbar. Qualität und verfügbare Zeit sind eng gekoppelt. Care-Arbeit ist im Wesen Solidararbeit, die mit einer Kommerzialisierung latent in Konflikte gerät. Die industriellen Kategorien von Produktivität und Effizienz lassen sich nicht einfach auf die Care-Arbeit übertragen. Alle Ideen zu sparen, indem man mit einer industriellen Logik an die Care-Arbeit herangeht (detaillierte Leistungserfassung, DRG, Einzelfall-Effizient etc.), führt zu Fehlentwicklungen und schliesslich zu Mehrkosten.
Im Gegensatz dazu brauchen wir einen breiten Pflegebegriff und eine Integration aller Leistungen. Wir brauchen gute öffentliche Angebote und die Care-Arbeit muss angemessen honoriert werden. Die Aufteilung in Spitex und Pflegeheim muss aufgebrochen werden.
Das Referat von Jérôme Cosandey werden wir inhaltlich später aufarbeiten und vorstellen.
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